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Heterogenität in der beruflichen Bildung

Ein Studien- und Impulstag für Lehrkräfte, die in der Anlage AV/B APO-BK unterrichten

Das Thema „Heterogenität“ erleben die ca. 30 Lehrkräfte aus den Bildungsgängen der Anlage AV/B, die sich am 12.09.23 zu einem Studientag in Haus Villigst trafen, in ihrem Berufsalltag als besondere Herausforderung. Wie gehe ich als Lehrkraft im Unterricht mit sehr unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, kulturellen und religiösen Prägungen, mit unterschiedlichen sozialen Milieus und höchst unterschiedlicher Motivation um? Die Bildungsforscherin Dr. Saphira Shure, Inhaberin der Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Rassismus- und Differenzforschung der Universität Bielefeld, wies die Teilnehmenden darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit Rassismus und die Rassismuskritik zur Professionalität des Lehrer*innenberufes gehört. Es geht dabei nicht nur um eine persönliche Haltung, sondern darum, eine Sensibilität für systemische gesellschaftliche Zusammenhänge zu entwickeln, die zu einer Stigmatisierung von Anders-Sein führen. Rassismuskritik, die für das Bildungssystem zwingend erforderlich sei, um Erfahrungen von Ausgrenzung und das Erleben von Gewalt zu verhindern, könne Ausgangspunkt für die Veränderung von Schule in der Migrationsgesellschaft sein.

Nach einem intensiven Austausch über die Realität von Rassismus in der Schule, der sich bisweilen hinter gut gemeinten Versuchen von Integration verbirgt, beschäftigten sich die Teilnehmenden in Arbeitsgruppen mit unterrichtspraktischen Fragestellungen. Dabei wurde der Frage nachgegangen, wie kultursensibel unterrichtet werden kann, d. h. wie Lehrkräfte auf kulturelle Traditionen der Schüler*innen eingehen und sie für den Lernerfolg nutzen können und wie gegebenenfalls auch eine Ablösung von der Schule initiiert und begleitet werden kann. Eine andere Arbeitsgruppe nahm den Übergang von Schule in die Arbeitswelt in den Blick und erörterte die Organisation von Praktikumszeiten, die in diesem Schuljahr in einigen Bildungsgängen ausgeweitet wurden. Ergänzend dazu setzte sich eine Arbeitsgruppe mit methodischen Überlegungen zur Binnendifferenzierung in sehr heterogenen Lerngruppen auseinander. Ein interessengeleiteter Austausch zu Einzelaspekten der schulischen Praxis rundete den Studientag ab.

Von den Teilnehmenden wurde der Vortrag von Frau Professorin Dr. Shure als sehr impulsreich angesehen. Insbesondere die Frage nach der Rolle von Religion im Zusammenhang mit der Entstehung von Rassismus und dem rassismuskritischen Potential von Religion ließ die Religionslehrkräfte unter den Teilnehmenden besonders aufhorchen. Es wird erwogen, diesen Aspekt beim Villigster Berufsschultag im kommenden Jahr aufzugreifen.

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Datum: 18.09.2023