Für mich war es Zeit, die erste Vokationstagung mitzugestalten. Von Montag, dem 18. bis Samstag, dem 23. September 2023 waren wir, Marco Sorg, Sabine Grünschläger-Brenneke und ich, Monika Pesch, mit 19 jungen Religionslehrerinnen und Religionslehrern im Inselhaus „Vielfalt“ auf der Insel Juist.
Da die Züge Richtung Küste montags meist mit Schulklassen übervoll sind, hatte ich mich entschlossen schon sonntags auf die Insel zu fahren. Das war eine gute Idee, weil ich damit die Ankommenden am Montag direkt begrüßen und mich auf meine erste Vokationstagung einstimmen konnte.
Die Gruppe war bunt gemischt, die Kolleginnen und Kollegen kamen aus Westfalen und dem Rheinland, hatten sich in Gruppen oder allein angemeldet und unterrichten an Grund-, Förder- und Gesamtschulen, am Gymnasium oder an einem Berufskolleg. Die unterschiedlichen Begabungen und Interessen haben wir alle als Gewinn empfunden und viel miteinander gelacht, gesungen und auch mal geweint.
Schon beim Kennenlernen war die Stimmung gut, fast ausgelassen. Jede und jeder hat neben seinem beruflichen Weg Persönliches von sich erzählt; schnell haben sich alle als Gemeinschaft verstanden. Es war sehr schön erleben zu dürfen, dass sich alle Teilnehmenden auf verschiedene Arten Andachten zu feiern ebenso eingelassen haben wie auf alle Methoden und Themen, die wir angeboten haben. Intensiv war nicht nur die Auseinandersetzung mit biblischen und religiösen Texten, sondern auch das Nachdenken über den eigenen Umgang mit Zeit.
Welches Zeitgeschenk kann ich für andere gestalten? Die Abendgestaltung am Mittwoch haben die Teilnehmenden übernommen und ganz unterschiedliche Ideen gehabt:
Wir durften einen Film mit Fotos von den ersten Tagen sehen, bei dem natürlich auch die passende Musik ausgewählt worden ist. Die letzten Fotos zeigen Muscheln mit den Namen jeder und jedes einzelnen – diese Muscheln durften wir als Geschenk mitnehmen. Es gab eine Traumreise: ein Spaziergang am Meer, bei der wir einer kleinen Krabbe begegneten, veganes Nougat mit einer Inspiration für eine Auszeit, ein Foto (Juist in Time) für alle und ein Kölsches Abendmahl mit Rosinenstuten und Wein oder Traubensaft.
Tief beeindruckt hat es mich, mit wie viel Empathie alle Teilnehmenden für eine oder einen anderen einen Vokationsspruch ausgewählt haben. Die Gruppen zur Vorbereitung und Gestaltung des Gottesdienstes waren schnell gefunden. Alle haben sich ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechend eingebracht. Unsere Musikerin hat angeboten am Abend vor dem Gottesdienst mit uns die Lieder zu üben … Als wir dann im Raum mit dem Klavier waren, haben wir diese Möglichkeit ausgiebig genutzt und über eine Stunde miteinander gesungen.
An dem Gottesdienst nahmen einige Freunde und Verwandte teil, die extra nach Juist gereist waren, aber auch Menschen, die wie wir im Inselhaus „Vielfalt“ untergebracht waren und ganz begeistert von „den jungen Menschen“ waren.
Dankbar für viele gute Erfahrungen bin ich von der Insel abgereist und freue mich sehr für die Schülerinnen und Schüler, die von diesen engagierten, empathischen und positiven Menschen unterrichtet werden. Wenn Kirche so gelebt wird, wie wir es in dieser Woche mit ansteckender Fröhlichkeit erlebt haben, braucht sich niemand Sorgen um die Zukunft unserer Kirche zu machen.
Monika Pesch