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Abschluss des einjährigen Qualifikationskurses „Interreligiöses Lehren und Lernen“

Zertifikatsverleihung in Duisburg

Zum Abschluss des einjährigen Qualifikationskurses „Interreligiöses Lehren und Lernen“, den die Fachstelle für islamische Religionspädagogik (FAIR) in Kooperation mit dem Pädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen durchgeführt hatte, kamen christliche und muslimische Religionslehrkräfte am Freitag, dem 22. September 2023 in Duisburg zusammen.

Das siebte und letzte Modul stand unter dem Thema „Gotteshäuser – Orte für interreligiöses Lernen“.

Am Vormittag besuchte die Lehrer*innen-Gruppe die Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Sie überbrachte dabei auch Glückwünsche zum neuen Jahr 5784, wünschte „Shana Towa“, Segen und Frieden für die Gemeinde. Während der Führung erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die Geschichte und die gegenwärtigen Aktivitäten der Gemeinde. Sie bekamen Informationen zur architektonischen Gestalt der Synagoge, erhielten Erklärungen zum „Beith-Knesset“, dem Haus der Versammlung, dem „Siddur“, dem Gebetbuch mit Texten aus der Tora, Psalmen und Sprüchen, zuletzt zu den Lesungen aus den Tora-Rollen. Mit dem Blick auf das bevorstehende Fest Jom Kippur kamen auch weitere jahreszeitliche Feste in den Blick, sowie die „guten Weisungen des Ewigen“, die 613 Gebote und ihre Bedeutung für das Judentum. Die Erinnerung an die Noachidischen Gebote zeigte die Verbindung zu den anderen monotheistischen Religionen auf.  

Von der Synagoge führte der Weg zur nahegelegenen evangelischen Salvator-Kirche. In einem kurzen Vortrag wurden der kreuzförmige Aufbau des historischen Gebäudes und die Prinzipalstücke für den Gottesdienst erklärt. Ein besonderes Augenmerk lag hier auf der Gestaltung der Fenster, die u. a. prophetischen Gestalten der Hebräischen Bibel, Büchern und Themen aus dem zweiten Testament gewidmet sind und auf ihre Weise „erzählen und predigen über den christlichen Glauben“.  Anknüpfungspunkte für interreligiöses Lernen boten das Abrahamsfenster, die Fenster zur Schöpfung und zu den 10 Geboten. Eindrücklich das Gedenkfenster von Naftali Bezem für die alte Duisburger Synagoge, die im Jahre 1938 zerstört wurde. Im „geosteten Chorraum“, dessen Fenster, die Schöpfungsgeschichte, Geschichten aus der jungen Christenheit und das Salvatorfenster zeigen, feierte der Kurs eine Mittagsandacht.

Im Anschluss daran fuhr der Kurs zur Merkez-Moschee in Duisburg und wohnte hier dem Freitagsgebet und der Freitagspredigt bei. Da sich die Freitagspredigt auf den anstehenden Geburtstag des Propheent Muhammads (Mawlid an-Nabi) bezog, bekamen die Anwesenden einen kurzen Einblick in seine Biografie und wurden vom Religionsbeauftragten der Merkez-Moschee auf die diesjährige Mawlid an-Nabi-Woche eingestimmt. Während des Freitagsgebets wurde spürbar, wie die synchron durchgeführten rituellen Gebetshandlungen (stehen, verbeugen und niederwerfen) zur Besinnung vor dem Schöpfer aufrufen, wie sie die Gläubigen verbinden und die Gestaltung des Alltags stärken.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Speisesaal der Moscheeanlage erfolgte die Führung durch den Gebetsraum, in dem 1.000 Menschen Platz finden können. Erklärt wurden nicht nur Predigtkanzel (Minbar), Gebetsnische (Mihrab) und Vortragskanzel (Kursi), sondern auch die Kaligraphien zu den schönsten Namen Gottes.

Die Moschee, mit ihrer interreligiösen und interkulturellen Begegnungsstätte steht unter dem Motto „Dialog unter der Kuppel“. Sichtbar wurde dies während der Zertifikatsfeier in der Begegnungsstätte: In der ersten der drei Deckenkuppeln ist der Ölzweig zu sehen, auch das Zeichen der jüdischen Kultusgemeinde Duisburg, in der zweiten eine Lilie – in Erinnerung an Christus und Maria und die christlichen Gemeinden, und in der dritten die Rosen als ästhetischer Bezugspunkt zum Propheent Muhammad, den Muslime „das schöne Vorbild“ (uswa hasana) nennen.

Der Besuch in den verschiedenen Gotteshäusern machte deutlich: Sie sind nicht nur Orte des Gottesdienstes und Gebetes, sondern auch Orte des Lernens und Lehrens und der sozialen und kulturellen Begegnung.

In einem feierlichen Multireligiösen Gebet mit Psalm- und Koranrezitationen, Ilahi-Gesängen und Liedern aus der christlichen Tradition sowie Gedanken und Auslegung zur Sure Yusuf, bzw. zur Josefgeschichte, wurden die Abschluss-Zertifikate von den Mitgliedern des Planungs- und Leitungsteams (Ahmet Arslan, Ursula August, Jannika Haupt, Birgül Karaarslan und Ulrich Walter) überreicht.

Die Teilnehmenden hatten dazu Karten mit Koran- oder Bibelversen vorbereitet, die sie sich gegenseitig schenkten.

Im Rückblick auf den Kurs wurde der Wunsch geäußert, ob es nicht jährlich eine Einladung für die Ehemaligen, Ausgebildeten geben könne, um sich weiter kollegial zu unterstützen, bzw. um zu aktuellen Themen des interreligiösen Dialoges weiterzuarbeiten.

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Datum: 19.10.2023