Der Pädagogische Ausschuss des Deutschen Koordinierungsrats (DKR), Dachverband der bundesweit über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, hatte für den 12. Dezember 2024 zu einem besonderen Fachtag eingeladen. Vertreterinnen und Vertreter von etwa 50 Organisationen, die in der antisemitismuskritischen Arbeit in NRW aktiv sind, folgten der Einladung nach Düsseldorf. Gastgeber war die Jüdische Gemeinde. Deren Geschäftsführer Bert Römgens begrüßte die Anwesenden, wies auf die angesichts des massiv angestiegenen Antisemitismus sehr schwierige Situation der jüdischen Gemeinschaft hin und dankte für die Initiative. Jan-Ulrich Spies, Generalsekretär des DKR, berichtete aus der Arbeit der bundesweit über 80 lokalen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie des DKR zum Thema Antisemitismus seit Gründung Ende der 1940er Jahre und von der Kampagne #50tagelaut vor dem Jahrestag des Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2024.
Drei Kurzvorträge beschrieben die aktuelle Situation in Schule und Gesellschaft: Jörg Rensmann von RIAS NRW, der offiziellen Meldestelle für antisemitische Vorfälle, zeigte die deutliche Zunahme vor allem von israelbezogenem Antisemitismus seit dem 7. Oktober 2023, dem Terrorangriff der Hamas auf Israel. Die Sicht der Betroffenen führte Katja Kuklinski von SABRA den Anwesenden mit eindrücklichen und berührenden Beispielen aus ihrer Beratungstätigkeit vor Augen. Vom Ministerium für Schule und Bildung stellte John Patric Kessel die jüngste Veröffentlichung für Schulen vor: Handlungsleitlinien, die unter anderem vertiefende Informationen zu präventiven Ansätzen zur Bekämpfung von Antisemitismus, Anleitungen für den Schutz von Betroffenen und konkrete Tipps, wie Schulen ein multiprofessionelles Beratungs- und Unterstützungsnetzwerk und eine antisemitismuskritische Schulkultur etablieren können, enthalten. Diese sollen zukünftig weiter ergänzt und aktualisiert werden.
Den Nachmittag eröffnete Sylvia Löhrmann, seit dem 1.11. Beauftragte des Landes NRW für die Bekämpfung von Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur. Sie zeigte sich sehr beeindruckt von der Zahl der vertretenen Einrichtungen, deren oft auch ehrenamtlichem Engagement und sagte ihre Unterstützung für diese wichtige Arbeit zu.
Im weiteren Verlauf stellten sich die vertretenen Organisationen mit ihren Angeboten zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit im Rahmen von Schule vor. Im anschließenden Austausch merkten die Anwesenden an, dass für sie gerade dieser Austausch und das gegenseitige Kennenlernen von besonderer Bedeutung war.
Begrüßt wurde der Vorschlag Gerda E.H. Kochs, Leiterin des Pädagogischen Ausschusses, solche Fachtage auf regionaler Ebene fortzusetzen. Vereinbart wurden deshalb jährliche Angebote auch zur eigenen Fortbildung der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in NRW ebenso wie Fachtage in den fünf Regierungsbezirken, um regionale Gegebenheiten berücksichtigen zu können. Danach sollen die regionalen Fachtagen für Vertreterinnen und Vertretern von Schulen geöffnet werden.
Bei der Verabschiedung betonte der Kantor der Jüdischen Gemeinde, Aaron Malinsky, dass in diesen schweren Zeiten für die Jüdischen Gemeinden, die in kaum vorstellbarer Weise von Antisemitismus betroffen sind, Veranstaltungen wie diese wie ein „Licht in dieser schweren Zeit“ wirken.
Der Pädagogische Ausschuss des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) wurde 2020 vor allem aus Anlass der Zunahme von Antisemitismus wieder gegründet. Es geht ihm um eine wirksame und nachhaltige Bildung gegen Antisemitismus in allen pädagogischen Kontexten.
Der Ausschuss legt den Schwerpunkt seiner Arbeit zunächst auf NRW mit dem Fokus auf antisemitismuskritische Arbeit im Kontext Schule. Er setzt sich dafür ein, dass eine flächendeckende präventive Grundhaltung selbstverständlich wird. Darüber hinaus sollen auch Fragen von Intervention und Repression angemessene Berücksichtigung finden. Es geht um die Sensibilisierung aller am Schulleben beteiligten Akteure. Bereits im Studium und in der Lehrer*innenausbildung wird die Grundlegung von Basiswissen unabhängig vom Studien- und Unterrichtsfach verbindlich angestrebt. Für Lehrkräfte im Schuldienst sollen regelmäßig Fortbildungen (schulextern und schulintern) angeboten werden, um das notwendige Fachwissen und die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. Hierfür setzt sich der DKR ein und sucht dazu die Kooperation mit weiteren Stellen. Langfristig angestrebt wird, dass jede Schule eine geschulte Ansprechpartnerin/einen geschulten Ansprechpartner im Kollegium hat.
Der Pädagogische Ausschuss berät den Vorstand des DKR, wie dieser Anwalt für das Thema sein kann und geeignete Rahmenbedingungen in sämtlichen pädagogischen Kontexten geschaffen werden können. Die Erfahrungen in NRW dienen als Grundlage für die Ausweitung der Arbeit in anderen Bundesländern.