Ein spiritueller Impuls

Halbjahreszeugnis

Ein spiritueller Impuls

Nun ist es wieder so weit: Die Halbjahreszeugnisse werden verteilt. Kurzer Boxenstopp auf der Schuljahresstrecke. Zwischenergebnisse mit der Option zum Nachjustieren. Dokumente der Freude, aber auch der Enttäuschung. Vielleicht auch Zeit zum kurzen innehalten und zum Perspektivwechsel:

Wie gehe ich mit Enttäuschungen um?

Ich habe mich angestrengt, alles gegeben und dann ... verloren. Einmal, na ja gut, das war ein Ausrutscher. Beim nächsten Mal wird alles besser. Und dann doch wieder: verloren. Und noch einmal und noch einmal...

Was tue ich? Wüten, treten, boxen, beten, anderen die Schuld geben, sich verkriechen, alles abbrechen, nie wieder versuchen?

Meine Tochter (damals 8) strahlt mich an: „Ist doch kein Problem, Mama, ich habe ja noch drei Spiele vor mir.“ Kein Problem? Wieso auf einmal kein Problem? Beim Schwimmwettkampf gab es doch noch dicke Tränen und zwei Tage schlechte Laune. Und „Mensch ärgere dich nicht“ bedeutet bei uns immer Ärger, wenn sie verliert.

Warum war es auf einmal kein Problem zu verlieren? Kein Problem, nicht so gut zu sein wie manche anderen? Ich forsche nach den Ursachen. „Na, es bekommt doch jeder eine Urkunde. Jeder, der mitgemacht hat.“

Aha, das ist es also, die Anerkennung. Auch wenn ich im Vergleich mit anderen schlecht abschneide, so habe ich doch mein Bestes gegeben und vielleicht meine eigene Höchstleistung erreicht. Auch wenn ich im Wettbewerb auf dem letzten Platz stehe habe ich doch Mut bewiesen: den Mut, trotz Enttäuschung weiterzumachen, nicht aufzuhören, den Mut, mich öffentlich mit anderen zu messen und messen zu lassen.

Manchmal reicht allerdings auch die schönste Urkunde nicht, um mit den Enttäuschungen in meinem Leben umzugehen. Da braucht es noch mehr Anerkennung und Zuspruch. Dann tut es gut, zu wissen, dass mich jemand lieb hat, auch wenn ich nicht auf den ersten Plätzen der Weltrangliste stehe oder das beste Zeugnis habe. Dann tut es gut, Gottes Wort zu hören: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“

Sabine Grünschläger-Brenneke

Sabine Grünschläger-Brenneke

Stellvertretende Institutsleiterin
Dozentin, Pfarrerin

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