Ein spiritueller Impuls

Löwenzahn erobert die Welt

Ein spiritueller Impuls

In diesem Jahr ist der Frühling schon recht früh ins Land gezogen. Die Osterglocken blühten zum Teil schon im Februar. Magnolien, Flieder, Kirschbäume um Ostern herum. Schon im frühen Christentum werden blühende Blumen symbolisch gedeutet als „Ausdruck der Freude, Schmuck der Jugend, Zeichen des überwundenen Winters und der sich wiederbelebenden Natur im Frühling“. Sie sind Hinweis auf die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und auf ein Wiedersehen nach dem Tod. Der Löwenzahn weist in der Pflanzensymbolik auf die Passion Christi, aber noch weit darüber hinaus.

Löwenzahn – nicht nur eine Pflanze

Löwenzahn, lat. Taraxacum, gehört zu den weit verbreiteten Pflanzen dieser Erde. Für die einen ist es Unkraut, das schwer aus Beeten und Feldern zu entfernen ist. Die anderen erfreuen sich an den gelben Blüten oder den Pusteblumen, die die Samen des Löwenzahns weit in die Welt hinaustragen. Kaum eine Ritze im Asphalt oder ein Mauerspalt ist klein genug, um zu verhindern, dass der Same eines Löwenzahns sich hineinzwängt und sein grün und gelb im Grau explodieren lässt. 

Besonders schön blüht der Löwenzahn zwischen Ostern und Pfingsten (April und Mai). Auch im Rest des Jahres blüht er, aber nicht mehr ganz so üppig.

Löwenzahn – ein Zeichen der Natur

Zwischen Passion und Pfingsten wird viel von dem Leben erzählt, das den Tod überwunden hat, von der frohen Botschaft, die die Welt erobert hat. Das ist nicht nur für Kinder schwer zu verstehen. Deshalb haben Menschen von alters her versucht, Bilder zu finden, die eine Hilfestellung für eine Erklärung, eine Annäherung an das Verstehen sein können. Viele Bilder kommen deshalb aus der Natur, denn viel mehr als heute, haben Menschen früherer Zeiten gelernt, die Zeichen der Natur zu beobachten. Der Stand der Sterne gibt Hinweise, wann die Zeit für Saat und Ernte ist. Pflanzen sind Boten für Jahreszeiten. Entwicklungsstadien von Pflanzen erzählen den kundigen Menschen, wann eine Pflanze reif, essbar, heilsam oder auch giftig ist.

Löwenzahn – Ein Symbol in der Zeit zwischen Passion und Pfingsten

Die gelben Blüten strahlen wie eine Sonne und sind ein Sinnbild für den Sohn Gottes, der Licht in die Welt gebracht hat (Joh 8,12).   
Nach der Blüte schließt sich der Kelch, die abgetrockneten Blütenblätter fallen ab, sie stehen für Trauer, Tod – Karfreitag

Wie durch ein Wunder öffnet sich der Kelch wieder nach einigen Tagen und hat sich verwandelt, auferstanden zu einem neuen Leben – Ostern.

Die zarte, puschelige Pusteblume ist die eigentliche Frucht des Löwenzahns. Dicht an dicht stehen die Schirmchen und tragen eine große Kraft in sich. Die Pusteblume ist ein Sinnbild für eine neue Gemeinschaft, die zueinandersteht, die aber in sich das Wissen trägt, dass sie nur dann weiterleben kann, wenn sie sich verteilt. Dafür braucht sie Kraft und Energie, die von außen kommt. Der Wind trägt die Schirmchen hinaus und dort, wo das Schirmchen landet und auf fruchtbaren Boden fällt, kann der mitgeführte Samen Wurzeln schlagen. Der Wind, steht für die Kraft Gottes, den Heiligen Geist, der die Menschen in Bewegung bringt. Die Fallschirmchen steigen auf, sie stehen für die Menschen, die hinausgehen in die Welt, um von Gottes froher Botschaft zu erzählen, die Botschaft des Friedens zu teilen – Himmelfahrt und Pfingsten

Löwenzahn und die Hoffnung

Wie die Samen des Löwenzahns Wurzeln schlagen und neue Pflanzen ausbilden, bilden Christen in aller Welt neue Gemeinschaften. 

„Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh 12,24)

In diesen Zeiten, in denen das gesellschaftliche Ansehen der Kirche immer mehr nachlässt und Kirchenmitglieder der Kirche den Rücken zukehren, möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass das Wort Gottes und unsere religionspädagogische Arbeit doch wirken wie der Löwenzahn. Die Samen, die wir gesät haben, quetschen sich immer wieder irgendwo hinein, blühen auf und machen sich neu auf den Weg. Und auch wenn die Mühen groß sind, eine Löwenzahnwurzel auszureißen, gelingt nur selten. Vertrauen wir auf einen Glauben mit solchen Wurzeln.

 

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Auf unserer Internetseite findet sich Material zum Thema Löwenzahn, ergänzt um Bodenbilder zum Thema und das Märchen vom Löwenzahn:
⇒ zu den Materialien unter Himmelfahrt und Pfingsten

 

Beate Brauckhoff
Pfarrerin und Dozentin für den Arbeitsbereich Elementarpädagogik

Beate Brauckhoff

Dozentin, Pfarrerin

E-Mail schreiben
02304 755-165
 

Löwenzahnoptimismus

Ich wünsche dir
den Optimismus des
Löwenzahns
der auch dort noch Landeplätze findet
wo andere sich nur
kopfschüttelnd abwenden  

Mit sanftem Draufgängermut
nutzt er eine jede Gelegenheit
neues Land zu erobern
wo er sein Leben entfalten kann

Lass dich nicht begrenzen
von deinen kleinmütigen Gedanken
und der Angst vor dem Ungewissen!
Habe Mut und sei voller Zuversicht.

Gerhard Heilmann