Der Ergebnisband zur dritten bundesweiten Konfi-Studie Konfi-Arbeit in und nach der Corona-Pandemie ist im Juli 2024 im Gütersloher Verlagshaus erschienen.
Die bundesweiten Konfi-Studien gehören zu den großen Jugendstudien in Deutschland und sind zugleich in ein internationales Forschungsprojekt eingebettet. Die ersten beiden Studien (2007/2008 und 2012/2013) hatten vor allem viel Aufmerksamkeit erregt, da sie eine hohe Zufriedenheit mit dem Bildungsangebot „Konfi-Zeit“ von den Jugendlichen zurückgemeldet bekam. Zugleich stellten sie aber auch heraus, dass zwar das Beziehungsangebot Konfi-Zeit gelobt, gleichzeitig aber der Anschluss an die Lebenswelt der Jugendlichen noch stark ausgebaut werden muss.
Nachdem die sechste EKD-Mitgliedschaftsuntersuchung die hohe Bedeutung der Konfi-Zeit für die Einstellung evangelischer Menschen zu Glaube und Religion aufgezeigt hat, war das Interesse für die dritte Konfi-Studie groß. Die pandemischen Bedingungen haben die Studie kleiner werden lassen und auch den Fokus etwas verschoben.
Die Mehrheit der befragten Konfis zeigt sich sehr zufrieden mit der Konfi-Zeit. Gegenüber den vorhergehenden Studien (2007/08 und 2012/13) hat die Zufriedenheit der Konfis mit der Konfi-Zeit insgesamt, aber auch mit einzelnen Aspekten wie den Hauptverantwortlichen und weiteren Mitarbeitenden, den Gottesdiensten oder den Arbeitsformen deutlich zugenommen. Die Zufriedenheitswerte mit allen Gemeinschaftsangeboten und Freizeiten verweisen auf ein hohes Niveau. Die Zuwächse können nicht nur, aber auch dadurch mitbedingt sein, dass an der Studie diesmal möglicherweise besonders solche Gemeinden teilnahmen, bei denen die Konfi-Arbeit ein besonders engagiertes Angebot war, dass sogar in der Pandemie aufrechterhalten blieb.
Während der Konfi-Zeit wurden digitalen Medien hauptsächlich zur Kommunikation in der Gruppe genutzt. Didaktische Anwendungen, wie kreative Aufgaben oder Lernspiele kamen seltener zum Einsatz. Interessanterweise wünschten sich nur etwa 50% einen häufigeren Einsatz digitaler Medien. Dies mag aber auch an einer Übersättigung an ausschließlich digitalen Angeboten während der Corona-Zeit liegen oder an dem Wunsch, in Kirche einen handyfreien Raum zu erleben. Der Wunsch nach digitalen Kompetenzen der Leitenden beim Einsatz digitaler Medien wurde dabei auch klar geäußert.
Etwa 84% der Konfis fühlten sich ermutigt, ihre Meinung während der Konfi-Zeit zu äußern. Allerdings nahmen nur – aber immerhin – 58% von ihnen eine Vielfalt von Lernmethoden wahr. Weniger als die Hälfte führten sich intellektuell herausgefordert. Dies deutet auf die große Herausforderung der abwechslungsreichen Gestaltung der Konfi-Zeit für die heterogene Bildungsgruppe hin.
Die Studie gibt des Weiteren deutlich Hinweise, wie die Verknüpfung mit der Jugendarbeit und erfahrungsorientiertes Arbeiten positive Auswirkungen hat. Konfi-Zeit wird deutlich positiver erlebt, wenn sie Übernachtungen bei Freizeiten bzw. Camps sowie gemeinsame Aktivitäten mit der Jugendarbeit enthält.
Nachholbedarf sieht die Studie besonders bei der Ermöglichung der Partizipation der Konfis und der ehrenamtlich Engagierten.
Die Entwicklung der Konfirmationszahlen ist in absoluten Zahlen stark rückläufig, die Konfirmationsquote bei den evangelischen Mitgliedern sinkt jedoch deutlich langsamer. So kommen die Jugendlichen in den Blick, die potentiell zur Konfi-Zeit eingeladen wären, aber nicht an ihr teilnehmen („Nonfirmands“). Wie erreichen wir sie und ihre Familien? Dann aber auch die Konfis, die zu Beginn der Konfi-Zeit nicht getauft (also konfessionslos) waren. Hier zeigen sich interessante Tendenzen, da diese Jugendlichen inhaltlich mehr von der Konfi-Zeit erwarten und auch erhalten. Außerdem steigt sowohl ihr Interesse an kirchlichen Jugendgruppen als auch an einer ehrenamtlichen Mitwirkung stärker als bei den getauften Konfis.
Mit der Einladung nicht-getaufter Jugendlicher zur Konfi-Zeit hat die evangelische Kirche aktuell das einzige Format außerhalb der Kindertaufe, bei dem sich eine große Zahl von Menschen taufen lässt.
Durch die veränderte Befragungslage wird in der dritten Konfi-Studie die Frage nach der Qualität der Konfi-Arbeit virulent: Welche Faktoren führen zu den positiven Werten? Vor dem Hintergrund der drei bundesweiten Konfi-Studien haben die Verfasser*innen ein Modell von zehn miteinander verknüpften Dimensionen guter Konfi-Arbeit entwickelt. Subjektorientierung und die Frage, wie die Konfi-Arbeit mit der Arbeit mit Kindern sowie der Jugendarbeit verwoben ist, gehören natürlich prominent dazu.
Dozentin, Pfarrerin
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